Nominierungen stehen – jetzt entscheiden MigrantInnen!

Migranten und Migrantinnen selbst spüren und wissen am besten, was für sie gut und weniger fabelhaft ist. Nun haben sie auf Initiative von BUM Media erstmals die Möglichkeit erhalten, dies der breiteren Öffentlichkeit offen mitzuteilen und sich so richtig in die österreichische Integrationsdebatte einzumischen – denn sie, die Menschen mit Migrationshintergrund, vergeben den MigAward.

Der MigAward zeichnet verschiedene Initiativen, Projekte, Vereine und Persönlichkeiten aus, die die Integration und Partizipation der MigrantInnen in Österreich fördern. Einzig politische Persönlichkeiten waren von der Wahl ausgeschlossen. Doch nicht nur herausragende und vorbildhafte Leistungen sollen gewürdigt werden: Mit dem „Sackgasse-Award“ wird ein Negativpreis verliehen, der ebenso ein Projekt, eine Organisation oder eine Persönlichkeit auszeichnet, die der erfolgreichen Integration und Teilhabe von MigrantInnen in der österreichischen Gesellschaft im Weg stehen und somit ein harmonisches Miteinander erschweren. Die Preise werden bei der Eröffnungsfeier der „3. Wiener Integrationswoche“ am 2. Mai 2013 in der Brunnepassage verliehen.

Rege Beteiligung

Über 100 Nominierungen gingen von November 2012 bis Februar 2013 ein. Nominieren konnte jede/r BürgerIn – unabhängig von der eigenen Herkunft. Eine Fachjury, zusammengesetzt aus zehn ExpertInnen aus dem Bereich Integration, traf nach intensiven Diskussionen eine Vorauswahl aus allen eingegangenen Nominierungen und wählte in insgesamt fünf Kategorien jeweils die Top 3 aus. Damit wurde der eigentlichen Jury, den MigrantInnen, ein kompakter Überblick zur Entscheidungsfindung verschafft. Hier die Entscheidung der Fachjury:

Top 3-Nominierungen

  • Projekt des Jahres: Mama lernt Deutsch, Sag’s Multi – Mehrsprachiger Redewettbewerb, Start Wien
  • Bildung & Soziales: Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen, projektXchange, SOS Mitmensch
  • Wirtschaft & Arbeit: Arbeiterkammer, Diversity Referat der Wirtschaftskammer Wien, Mingo Migrant Enterprises/Wirtschaftsagentur Wien
  • Medien: M-Media, Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen, OKTO TV
  • Persönlichkeit des Jahres:Ute Bock, Kenan Güngör, Brigitte Lendl
  • Negativpreis „Sackgasse“: FPÖ, Kronen Zeitung, unzensuriert.at

Dino Sose, Geschäftsführer von BUM Media und Organisator der Wiener Integrationswoche, „Migranten und Migrantinnen haben ihre eigene Meinung und diese sollte auch gehört werden Diese Menschen leben nicht nur in Österreich, sondern wollen mitbestimmen. Gerade darum geht es beim MigAward: MigrantInnen als EntscheidungsträgerInnen. Im Moment bewegen wir uns auf dem Level ´Ok, Migranten sind da, anscheinend sind sie nicht das Problem, sondern haben auch Probleme´. Aber wir müssen uns weiterbewegen in Richtung Level 2: ´Ok, wir wollen die Probleme der Migranten lösen und sie an Entscheidungsprozessen teilnehmen lassen´”.

Ohne Migrationshintergrund geht’s nicht

Konnten bei den Nominierungen noch MigrantInnen und „echte“ ÖsterreicherInnen mitmachen, musste man, um Jurymitglied werden zu können, nur eine unabdingbare Voraussetzung erfüllen: Migrationshintergrund haben! Etwa 200 Personen mit eben diesem Hintergrund meldeten sich bis März freiwillig als Jurymitglieder an. Mittels einer per Mail zugeschickten Wahlkarte (PDF) konnten sie ihre Stimme abgeben.

Der Soziologe Kenan Güngör, nominiert in der Kategorie „Persönlichkeit des Jahres“ (in der er als Fachjury-Mitglied natürlich nicht wählen darf), freut sich über den „Perspektivenwechsel“: „Es spricht eigentlich gegen die Praxis, dass eine Mehrheitsgesellschaft die zugewanderte Bevölkerung kritisiert, lobt oder preist. Mit dem MigAward wird der Blick sozusagen umgedreht: Die zugewanderte Bevölkerung bewertet nun die integrationspolitischen Aktivitäten der Gesellschaft selbst“.

Schlüsselwort Partizipation

Die endgültige Entscheidung über die Preisträger treffen also die in vielerlei Hinsicht nicht zu unterschätzenden, aber von vielen noch nicht ausreichend (wert)geschätzten MitbürgerInnen – die MigrantInnen!

Žarko Radulović, Chefredakteur der Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen: „Ich finde es gut und wichtig, dass mit dem MigAward Migranten und Migrantinnen selbst darüber entscheiden, was für sie gut und was für sie weniger brilliant ist. Partizipation ist ein Schlüsselwort und von enormer Bedeutung. Wie gehen wir mit Partizipation und Chancengleichheit der Migranten und Migrantinnen um? Das sind ganz entscheidende soziale Fragen für die Zukunft Österreichs“.

Mitglieder der Fachjury

  • Arber Marku, Wirtschaftskammer Wien – Diversity Referat
  • Borko Ivanković, MA 17 – Projektkoordinator
  • Dino Šoše, BUM-Media Geschäftsführer
  • Inan Türkmen, Autor
  • Kenan Güngör, Soziologe
  • Manuel Bräuhofer, Brainworker Community Markting – Executive Manager
  • Melih Gördesli, Autor
  • Milica Tomić, Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen
  • Senad Hergić, OKTO TV-Programkoordinator
  • Tülay Tuncel, MINGO-Projektleiterin
  • Žarko Radulović, Chefredakteur Medien-Servicestelle Neue ÖsterreicherInnen

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